Warum in einem kleinen Vorort Kassels nachts die Beschilderung abgebaut wird

Oder wie moder­ne Nutz­fahr­zeu­ge zu ihrem ein­satz­spe­zi­fi­schen Auf­bau kommen.

Stra­ßen­tank­wa­gen für den Heiz­öl­trans­port und Tank­wa­gen zur Flug­zeug­be­tan­kung sind im Nutz­fahr­zeug­sek­tor ech­te Nischen­pro­duk­te. Einer der weni­gen deut­schen Her­stel­ler in die­ser Nische ist die inter­na­tio­nal agie­ren­de Fir­ma Este­rer in Hel­sa, einem klei­nen Vor­ort von Kas­sel. 16 Stu­die­ren­de der Klas­se 01TVK mach­ten sich am 23. Janu­ar 2018 auf den Weg, um einen tie­fe­ren Ein­blick in die Welt der mit­tel­stän­di­schen Auf­bau­her­stel­ler im Nutz­fahr­zeug­sek­tor zu bekommen.

Auf dem Markt der Nutz­fahr­zeu­ge tum­meln sich vor allem für Außen­ste­hen­de gut wahr­nehm­bar die glo­bal Play­er wie Daim­ler Benz, Vol­vo Trucks, Renault und vie­le ande­re. Sie fer­ti­gen aber häu­fig nur das so genann­te Fahr­ge­stell bestehend aus Fah­rer­ka­bi­ne, Antrieb, Fahr­werk und Trag­rah­men. Die Exper­ti­se für die nach Kun­den­wunsch zu fer­ti­gen­den  Nutz­fahr­zeug­auf­bau­ten dage­gen liegt bei mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men, wie z.B. der Fir­ma Este­rer. Die Kun­den bestel­len ein Fahr­ge­stell beim gro­ßen Fahr­zeug­her­stel­ler und bestel­len dann einen ent­spre­chen­den Auf­bau nach eige­nen Wün­schen beim Auf­bau­her­stel­ler. Bei Tank­wa­gen bedeu­tet dies in der Regel, dass kein Fahr­zeug dem ande­ren gleicht, von der Form der Tanks, der Lackie­rung bis hin über die Anord­nung von Pum­pen und Instru­men­ten wird alles nach Kun­den­wunsch pas­send zum Fahr­ge­stellt kon­stru­iert und im Hau­se Este­rer gefertigt.

Beson­ders beein­druckt zeig­ten sich die Stu­die­ren­den von den gro­ßen Tank­wa­gen zur Flug­zeug­feld­be­tan­kung. Die von uns besich­tig­ten Exem­pla­re sind für den sau­di-ara­bi­schen Markt bestimmt. Da sie in der Regel nicht die Anfor­de­run­gen stra­ßen­taug­li­cher Fahr­zeu­ge erfül­len müs­sen, sind sie oft über­breit, haben Über­län­ge und füh­len sich unglaub­lich beein­dru­ckend an, wenn man ein­fach nur neben so einem rie­si­gen Gelenk­zug steht. Als Teil­neh­mer kommt man ins Schmun­zeln, wenn man hört, dass für die beson­ders gro­ßen Fahr­zeu­ge des öfte­ren die Beschil­de­rung Ampel am Orts­ein­gang demon­tiert wer­den muss und mit klar vor­ge­ge­be­ner Rou­te und Son­der­ge­neh­mi­gung zur Ver­la­dung nach Bre­men gefah­ren wird.

Nicht weni­ger beein­druckt die Tat­sa­che, dass zwar auch jeder Stra­ßen­tank­wa­gen, wie wir sie zum Bei­spiel für die Lie­fe­rung von Heiz­öl ken­nen, spe­zi­ell nach Kun­den­wunsch und aus­schließ­lich auf­trags­be­zo­gen, den­noch aber in einer hoch moder­nen Fer­ti­gungs­stra­ße gefer­tigt wird. Der Wider­spruch zwi­schen manu­el­ler Spe­zi­al­an­fer­ti­gung und moder­ner Seri­en­fer­ti­gung wird hier gekonnt außer Kraft gesetzt.

Am Ende stand das Fazit der Stu­die­ren­den ein­stim­mig fest: Eine gut vor­be­rei­te­te Exkur­si­on ist eine ech­te Berei­che­rung, um Theo­rie und Pra­xis im Rah­men der schu­li­schen Aus­bil­dung zusam­men­zu­brin­gen. Nicht zuletzt geht an die­ser Stel­le auch ein ganz herz­li­ches Dan­ke­schön an die Fir­ma Este­rer als Aus­rich­ter, die uns so freund­lich auf­nah­men, für alle Fra­gen offen waren und uns die­sen Ein­blick ermög­lich­ten. Wir kom­men ger­ne wie­der, um noch mehr so beein­dru­cken­de Fahr­zeu­ge zu sehen, bei denen einem als Fan gro­ßer Nutz­fahr­zeu­ge schon ein wenig das Herz aufgeht.